Die Wilden am Wegesrand
Beim Wandern rund um Pfronten grüne Kraft tanken. Mit der Pflanzenexpertin Roswitha Ganseneder auf den Spuren der Allgäuer Heilpflanzen.
Die Natur mit anderen Augen sehen
"Hier ist alles da, was wir brauchen", meint die kräuterkundige Rosi Ganseneder-Lotter begeistert und hockt mitten in einem Feld aus Brennnesseln, dazwischen Waldlaubkraut und Knoblauchsrauke, gesäumt von üppigen Holunderbüschen. "Gerade die Brennnessel wird oft als Unkraut aus dem Garten verdammt. Dabei ist sie ein echtes Wunderkraut und hilft nicht nur gegen eine Vielzahl von Krankheiten wie Arthrose oder Rheuma, sondern ist für die Raupen von 50 Schmetterlingsarten eine wichtige Futterpflanze."
Wunderkraut Brennnessel
Die Blätter sind auch für alle Kräuterliebhaber eine Delikatesse, nicht nur wegen der vielen Vitalstoffe, sondern weil sie zubereitet wie Spinat, einfach vorzüglich schmecken. Und zu verwechseln ist das Heilkraut eigentlich wirklich nicht. Nur wer ganz achtsam ist, verbrennt sich beim Pflücken nicht die Finger.
Die essbare Blumenwiese
Kräuter, Blätter, Samen und Wurzeln - sie waren schon vor Urzeiten die Hausapotheke der Menschen - gerade hier in den Allgäuer Alpen. Zum Glück gibt es Kundige wie Rosi Ganseneder-Lotter, die das alte Wissen über die Heilkräuter bewahren und auch anderen wieder Lust darauf machen, aus der Fülle der Natur zu schöpfen. Das kann man in Pfronten reichlich. Bei einem "Kräuterspaziergang" entdeckt man die Langsamkeit wieder, weil viele Heilkräuter und essbare Blumen schon am Wegesrand zu entdecken sind, wie der Wiesen-Bocksbart, der mit seinem leuchtend gelben Blütenkopf nicht zu übersehen ist. Schon früher wurde er als Gemüsepflanze genutzt und erinnert mit seinem Geschmack an Schwarzwurzeln. Hier steht man sozusagen mitten im Essen.
Heimatgefühl
Den Weg entlang der Vils, die durch das Ortszentrum von Pfronten fließt und der südöstlich nach Österreich führt, mag Rosi Ganseneder-Lotter besonders.
Hier ist sie aufgewachsen, hier ist ihre Heimat. "Das ist auch ein wunderschöner Spaziergang, den Urlauber auch mal am Abend gehen können."
Kostbare Natur
Ein Stück Land neben dem Weg unterhalb des Falkensteins mit der höchstgelegenen Burgruine Deutschlands, gehörte schon ihren Vorfahren und sie hütet es wie ein Juwel - allein schon wegen der Naturschätze.
Der Falkenstein - Deutschlands höchstgelegene Burgruine
Kostbar ist das, was darauf wächst. Im Schutz des Waldes gedeiht zum Beispiel das weiße Waldvöglein, das zur Orchidee des Jahres 2017 gewählt wurde. Mit etwas Fantasie kann man in der Blütenform tatsächlich einen kleinen Vogel erkennen. Die Pflanze ist geschützt und kann auch nicht verzehrt werden.
Es gibt überall was zu entdecken
Achtsam geht Rosi Ganseneder entlang der Wege. Die Liebe zu den Pflanzen, sie ist ihr ins Gesicht geschrieben und sie genießt sie mit all ihren Sinnen. Die Natur - für sie das Vollkommenste auf der Welt. Eine Heil- und Lebensquelle, ohne die wir alle nicht existieren können.
"Ich wünsche mir, dass die Leute sensibilisiert werden, was alles im Kleinen steckt und sie wieder ins Vertrauen kommen. Allein durch das Betrachten erfahren wir so viel von einer Pflanze. In all der Unordnung im Außen bringt uns die Natur wieder in den jetzigen Moment und damit in unsere ureigene Kraft."
Die Vielfalt ist groß
Gänseblümchen, Löwenzahn, roter Klee oder Quendel, der hiesige Thymian - das sind alles Pflanzen, die Wanderer auf ungedüngten Wiesen sammeln können. Sie sind kaum zu verwechseln und machen als Belag die Brotzeit im Rucksack noch schmackhafter. Viele verbinden mit den Pflanzen auch schöne Kindheitserinnerungen. Stunden, in denen sie in eine völlig andere Welt abgetaucht sind und den Nektar Lebens geschlürft haben. Auch der Kräuterfrau entlockt die Süße der Taubnesselblüten ein Lächeln.
Augen aufhalten lohnt sich
Nicht nur am Boden findet sich Essbares. Junge Fichten- oder Tannenspitzen sind wegen der ätherischen Öle ein tolles Heilmittel für Bronchien und Lunge. Auf dem Weg pflückt die Pfrontenerin noch einige Pflanzenstängel und mischt sie mit Kräutern aus ihrem Garten, der mit seinen vielen Blüten, Pflanzen und Bäumen ein wunderschönes Gesamtkunstwerk ist.
Bunte Gartenvielfalt
Daheim mixt sie davon einen grünen Smoothie - Lecker! Im Laden nebenan, der Kräuterwerkstatt, die sie zusammen mit ihrem Mann aufgebaut hat, bietet sie u.a. selbstgefertigte Allgäuer Heilkräuterkerzen, Tees, Gewürze, Essenzen und Bücher an. Im dazugehörigen Teeturm, eine kleine Ruheoase, gibt es viel "Handgemachtes" wie ein tolles Frühstück, Kräuteraufstriche, Suppen und Kuchen.
Der Teeturm
Ihr Wissen gibt Rosi Ganseneder-Lotter zusammen mit anderen Referenten Veranstaltungen und Seminaren weiter. Mehr Informationen zum aktuellen Kurs- und Veranstaltungskalender findet ihr hier.
Text und Fotos: Ingrid Rösner
Autorentipp
Die individuelle und reiche Flora und Fauna des Pfrontener Tals könnt ihr bei einem Spaziergang oder einer Wanderung entdecken. Inspirationen zu den Touren findet ihr in unserem Tourenportal.
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